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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 137

1888 - Leipzig : Engel
- 137 - Dieser Streit hatte auf Mendelssohn’s Gesundheit sehr nachtheilig gewirkt; er verfiel in ein schweres Nervenleiden, das ihn auf Jahre hinaus zu jeder geistigen Arbeit unfähig machte. In dieser für ihn so trüben Zeit hatte er die Genugthuung, dass die Akademie der Wissenschaften zu Berlin ihn zu ihrem Mitglied erwählte, aber Friedrich der Grosse strich den Juden höchst eigen- händig von der Liste und versagte hartnäckig die Bestätigung. Ruhig ertrug Mendelssohn auch diese Zurücksetzung und tröstete sich damit, dass es ihm lieber wäre, dass der König ihm die Aufnahme versagte, als wenn dieser ihn gewählt, die Akademie aber ihn als untüchtig verworfen hätte. Mendelssohn, der trotz der hervorragenden geistigen Stellung immer wieder erfahren musste, dass er Jude sei, scheute es lange, für seine Glaubensgenossen entscheidend einzutreten. So oft sich ihm Gelegenheit bot, suchte er freilich die Lage derselben zu verbessern. Als man den wenigen in der Schweiz wohnenden Juden das Heirathen verbieten wollte, und als eine grosse Anzahl verarmter jüdischer Familien aus Sachsen verwiesen werden sollte, verwandte er sich für sie und beidemal mit Erfolg. Seinem Einfluss ist es auch zuzuschreiben, dass die Aufsicht, welche über den jüdischen Gottesdienst, namentlich wegen des verdächtigten Alenu-Gebetes geübt wurde, schwand. Infolge des Lavater’schen Streites beschloss er nun, auch seine literarische Thätigkeit mehr seinen Glaubensgenossen zu widmen. Vor Allem wirkte er dahin, sie der bürgerlichen Gleichstellung durch Aneignung deutscher Bildung würdig zu machen und an Stelle des Jargons die reine deutsche Mundart treten zu lassen. An der Hand des altehrwürdigen hebräischen Textes sollte die Jugend frühzeitig die deutsche Sprache erlernen. Von diesem Gesichtspunkt aus schritt er zur Veröffentlichung der deutschen Uebersetzung des Pentateuchs, welche er eigentlich zum Gebrauch für seine Kinder angefertigt hatte. Er versah dieselbe mit einem hebräisch geschriebenen Commentar (Biur), der zum Theil von ihm selbst, zum Theil von seinen Mitarbeitern Salomo Dubno, H. Wessely, Ahron Jaroslaw und Herz Homberg herrührt. Das Unternehmen fand nicht blos in Deutschland, sondern auch in Holland, England, Frankreich, Italien, selbst in Polen die günstigste Aufnahme; sogar der König von Dänemark, die Prinzen und Grossen des Reiches subscribirten auf das V erk. Auch mehrere einsichtsvolle Rabbiner, wie der berliner Oberrabbiner Hirschei Levin, auf dessen Veranlassung Mendelssohn 1778 die „Ritualgesetze der Juden“ ins Deutsche übertragen hatte, und dessen Sohn Saul in Frankfurt a/O. sprachen unverhohlen ihre Freude über das Erscheinen des Werkes aus; andere hingegen, wie der prager Oberrabbiner Ezechiel Landau (st. 1793), der berühmte Verfasser der Gutachtensammlung „Noda Bijehuda“, der Hamburg-Altonaer Rabbiner Raphael Koben (st. 1803) und dessen Schwiegersohn Hirsch Janow, auch Hirsch Charif, der Scharfsinnige, genannt, sowie Pinchas Hurwitz (st. 1802), Verfasser des „Haphlaah“, traten ihm feindlich entgegen. Sie gingen soweit, dass sie alle diejenigen, welche sich der Ueber-setzung des „Mosche Dessau“ bedienten, mit dem Banne bedrohten; in Posen und Lissa soll die Mendelssohn’sche Uebersetzung, die 1783 vollendet wurde, sogar verbrannt worden sein.

2. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 37

1888 - Leipzig : Engel
— 37 — schwung nahm. Die Exilsfürsten, welche aus dem davidischen Hause stammten, waren die Vermittler zwischen dem Volke und den Königen, zu denen sie in einem den deutschen Lehensfürsten ähnlichen Verhältnisse standen. Ihre Würdezeichen waren ein seidenes Obergewand und ein goldener Gürtel. Sie machten grossen Aufwand, wozu die zahlreichen und im Wohlstände lebenden Juden gern die Mittel boten, fuhren in einem goldenen Wagen und hielten eine Menge Diener. Sie waren die Richter in Criminal- und Verwaltungssachen und führten die Oberaufsicht über die öffentliche Sicherheit, sie zogen für die Staatskasse die öffentlichen Abgaben ein und ernannten die Richter und Beamten. Widersetzlichkeiten bestraften sie nach orientalischer Sitte mit Stockschlägen, und es kam, wenn auch nur selten, vor, dass Exilsfürsten ihre Stellung misbrauchten. Nur wenige von ihnen haben einen Namen als Gelehrte, die meisten waren unwissend und selbst im Religionsgesetze nicht bewandert. Einen starken Gegensatz zu den Exilsfürsten, welche erst im 11. Jahrhundert mit Hiskia aufhörten, bildeten die Oberhäupter der babylonischen Akademien. In Babylon wurde nämlich durch Rab und Samuel für die jüdische Wissenschaft eine Saat ausgestreut, die in den von ihren Schülern gegründeten Akademien üppig aufschoss. In Sura lehrte Huna; Juda b. Jecheskel, „der Scharfsinnige“, gründete in Pumbedita einlehrhaus; auch in Machuza, Kafri und ändern Orten befanden sich Hochschulen. Von den babylonischen Amoraim, welche nach den Oberhäuptern der Akademien in 6 oder 7 Generationen eingetheilt werden, waren die hervorragendsten: R. Huna, der Schüler und Nachfolger Rab’s. Trotz seiner Verwandtschaft mit dem Resch Geluta war er arm und bestellte seinen kleinen Acker selbst; später gelangte er zu grossen Reichthümern, von denen er den edelsten Gebrauch machte. In seinem Lehrhause, dem er 40 Jahre Vorstand, versammelten sich oft 800 Schüler. Nach seinem im Alter von über 80 Jahren erfolgten Tode (297) folgte ihm R. Juda b. Jecheskel, der Gründer des Lelirhauses in Pumbedita, und dann R. Chisda aus Kafri, der als der glücklichste Amora galt; von Haus aus arm, wurde er später sehr reich; er feierte 60 Hochzeiten in seinem Hause und keins seiner Familienglieder soll bis zu seinem Tode gestorben sein. Nicht minder glücklich war R. Nachman den Jakob, der die Tochter des Exilsfürsten, die kluge hochmüthige Jaltha, geheirathet hatte. Nach der Zerstörung von Nehardea verlegte er sein Lehrhaus nach Schakanzib, wo er 320 starb. Wegen seines Scharfsinns berühmt war Rabbah bar Nachmani, der, im Jahre 299 zum Schulhaupt von Pumbedita gewählt, den alten Glanz dieser Hochschule wieder herstellte. Seine zahlreichen Schüler wusste er durch Klarheit in der Behandlung des halachischen Stoffes, durch geistreiche Auffassung desselben und durch Einmischung agadischer Sentenzen zu fesseln. Seine Hauptthätigkeit war auf die Begründung der überlieferten Satzungen und auf die Ausgleichung der darin vorhandenen Widersprüche gerichtet; die Agadasammlung, die unter dem Namen Midrasch Rabba bekannt ist, wird ihm fälschlich zugeschrieben. Von den Gesetzeslehrern hochgeehrt, war er, ein strenger Sittenrichter und noch dazu arm, vom Volke nicht geliebt. 22 Jahre stand er der Hochschule in Pumbedita vor und starb auf der Flucht vor persischer Verfolgung eines freiwilligen Todes

3. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 10

1888 - Leipzig : Engel
— 10 — betreffenden Thora-Abschnitt selbst; erst in späterer Zeit, als es der Kundigen immer weniger gab, wurde eine eigene Person zum Yorlesen bestimmt. Zu der Vorlesung aus der Thora kam an Sabbat-, Fest- und Fasttagen bald die aus den Propheten, Haphtora (Schlussvortrag) genannt, weil man damit den Gottesdienst beendete und die Zuhörer entliess. Als nämlich Antiochus Epiphanes das Studium und Yorlesen der Thora verbot und die Thorarollen theils vernichtet, theils mit Götzenbildern bemalt und somit unbrauchbar geworden waren, las man zum Ersatz aus den Propheten solche Abschnitte, welche dem jeweiligen Thorastücke entsprachen oder auf die Tagesfeier Bezug hatten, und behielt diese Einführung auch dann bei, als man die Thora wieder vorlesen konnte. Die jetzt bestehende Auswahl der Haphtorot rührt aus späterer Zeit her. Aus der grossen Synode entwickelte sich der oberste Gerichtshof oder das Synhedrion Cp’nnjd), in dessen Hand die wichtigsten religiösen und staatlichen Angelegenheiten lagen; es hatte zu entscheiden über Anklagen gegen Hohepriester, über Eroberungskriege, über Einsetzung eines Königs, eines Hohenpriesters; auch stand ihm das Urtheil über Leben und Tod zu. Das Synhedrion bestand aus 71 schriftgelehrten Männern und hatte einen Fürsten (Nasi) und einen Vater des Gerichtshofes (Ab Beth Din) an der Spitze; seine Sitzungen hielt es in der Quaderhalle (Lischchat Hagasis) am innern Tempelvorhofe, oder in dringenden Fällen im hohenpriesterlichen Palaste. Nächst dem grossen gab es ein kleines Synhedrion, aus 23 Mitgliedern bestehend, für das peinliche Gerichtsverfahren, und ein Dreirichter-Collegium für Civilprocesse. Eins der hervorragendsten Mitglieder der grossen Synode war der Hohepriester Simon der Gerechte, der dem Priesterthume wieder Ansehen verschaffte. „Er bewahrte das Volk vor dem Fall und befestigte die Stadt durch einen Wall“, wie der Spruchdichter Sir ach von ihm rühmt; er verschönerte den Tempel und sammelte viele Schüler um sich, denen er den Denkspruch einschärfte: „Auf drei Dingen steht die sittliche Welt, auf Lehre, Gottesdienst und Liebeswerken“. Sein bedeutendster Schüler war Antigonos aus Socho, dessen erhabener Ausspruch: „Seid nicht gleich den Knechten, die dem Herrn um des Lohnes willen dienen“ missverstanden und daher falsch gedeutet wurde, und dessen Schüler Jose den Joeser aus Zereda und Jose den Jochanan aus Jerusalem, Vorsitzende des Synhedrions waren; ersterer, besonders wegen seiner Berufstreue gerühmt, erlitt den Märtyrertod. § 8. Die Parteien im Judenthum. Je drückender die Religionsverfolgungen waren und je mehr die Berührung mit dem Griechenthum und der griechischen Wissenschaft der reinen Lehre Mosis mit Gefahr drohte, desto lebhafter beschäftigte den Gelehrtenstand (Sopherim) die Erhaltung des Judenthums. Ueber die fernere Gestaltung desselben war man getheilter Ansicht, und so bildeten sich nicht Sekten, sondern Parteien, die allerdings zu einem Ganzen gehörten und dieselben Religionsanstalten unterhielten, sich aber meist durch religiöse Ansichten und Glaubensmeinungen unterschieden. Diese Parteien waren die Pharisäer, Sadducäer und Essäer.
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